Projekt

The Poets‘ Sounds – Creating and Presenting New Works of Speech-Music Literature entfaltet sich aus dem Grenzbereich zwischen Literatur und Musik. Für dessen Erschließung hat das Literaturhaus Lettrétage in Zusammenarbeit mit dem Kölner SprachKunstTrio sprechbohrer sechs internationale Autorinnen und Autoren gewinnen können. Sie komponieren je ein sprachmusikalisches Werk für drei Sprechstimmen, das durch das Ensemble sprechbohrer musikalisch interpretiert wird. Drei Produktionsworkshops begleiten die künstlerische Arbeit: Hier erkunden die Beteiligten gemeinsam ihre jeweiligen Zugänge und Ansätze, das Potenzial des Instruments Stimme, das klangliche Spektrum von Sprache sowie Fragen der Notation. Im Rahmen eines Konzertes werden die neu entstandenen Stücke vom Ensemble sprechbohrer in Berlin uraufgeführt, bevor das Publikum sie auch auf Festivals im In- und Ausland erleben kann.

Eduard Escoffet: Auszug aus dem Stück Ode to the Walking Class
Eduard Escoffet: Auszug aus dem Stück Ode to the Walking Class

Wie sich Literatur transdisziplinär produzieren und präsentieren lässt, ist eine Frage, der die Lettrétage in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Projekten nachgegangen ist: Das Literaturlabor (2011-13), das internationale SOUNDOUT-Festival (2014), die CON_TEXT-Veranstaltungsreihe (2017) und das PoetryAudioLab (2019) haben Autor- und Künstler*innen verschiedener Disziplinen dazu eingeladen, neue Formen und Formate zu entwickeln. Die Projekte zeichneten oft kollaborative Settings aus und boten den Eingeladenen Gelegenheit, Werk, Urheberschaft, Publikum, Rezeption, Partizipation und nicht zuletzt auch die eigene Rolle zu reflektieren und neu zu definieren. Der Begriff von Literatur, was sie ist, was sie sein kann, darf oder soll, wurde dabei durchlässig.

Tone Avenstroup: Auszug aus dem Stück MARE MONSTRUM
Tone Avenstroup: Auszug aus dem Stück MARE MONSTRUM

The Poets‘ Sounds fragt: Welche ästhetischen Möglichkeiten eröffnen sich für die Schöpfung zeitgenössischer Literatur, wenn die Grenze zwischen poetischer Sprache und Musik gezielt überschritten werden? Wo setzt die konventionelle Schriftsprache dem nicht nur rhythmisch, sondern auch polyphon gestalteten Gedicht Schranken? Durch welche Kunstsprachen, Notationssysteme usw. können diese Schranken überwunden und ungeahnte Potenziale erschlossen werden? Wie verändert sich Autorschaft, wenn sie das Register wechselt? Hat die Trennung von Urheberschaft und künstlerischer Interpretation einerseits und die Anbindung an den Aufführungsmoment andererseits Auswirkungen darauf, wie Literatur, Werk oder die Rolle von Autor- und Leser*in gedacht werden? Und welche praktischen Konsequenzen ergeben sich daraus für die künstlerische Produktion und Präsentation?