Als Musiker und Phonetiker fasziniert mich an diesem Projekt dieser erstaunliche Moment, wenn aus dem gesprochenen Wort ein Klangereignis wird, wenn Sprechmelodien und -rhythmen plötzlich als musikalische Ereignisse empfunden werden. Haben Fremdsprachen unterschiedlichen musikalischen Gehalt? Möchten die Texte (trotzdem) verstanden werden? Lassen sich Wellenrauschen, ermattetes Wandern oder ausschwärmende Bienen noch wahrnehmen, auch wenn diese (Schall-)Ereignisse in einer unbekannten Sprache stattfinden?
Georg Sachse, Ensemble-Mitglied der sprechbohrer
Best Of The Poets‘ Sounds: Videos, Fotos, Audios und Texte
The Poets‘ Sounds – Creating and Presenting New Works of Speech-Music Literature entfaltet sich aus dem Grenzbereich zwischen Literatur und Musik. Für dessen Erschließung hat das Literaturhaus Lettrétage in Zusammenarbeit mit dem Kölner SprachKunstTrio sprechbohrer sechs internationale Autorinnen und Autoren gewinnen können. Sie komponierten je ein sprachmusikalisches Werk für drei Sprechstimmen, das durch das Ensemble sprechbohrer musikalisch interpretiert wurde. Drei Produktionsworkshops begleiteten die künstlerische Arbeit: Hier erkundeten die Beteiligten gemeinsam ihre jeweiligen Zugänge und Ansätze, das Potenzial des Instruments Stimme, das klangliche Spektrum von Sprache sowie Fragen der Notation. Im Rahmen eines Konzertes wurden die neu entstandenen Stücke vom Ensemble sprechbohrer in Berlin uraufgeführt, bevor das Publikum sie auch auf Festivals im In- und Ausland erleben konnte.
Wie sich Literatur transdisziplinär produzieren und präsentieren lässt, ist eine Frage, der die Lettrétage in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Projekten nachgegangen ist: Das Literaturlabor (2011-13), das internationale SOUNDOUT-Festival (2014), die CON_TEXT-Veranstaltungsreihe (2017) und das PoetryAudioLab (2019) haben Autor- und Künstler:innen verschiedener Disziplinen dazu eingeladen, neue Formen und Formate zu entwickeln. Die Projekte zeichneten oft kollaborative Settings aus und boten den Eingeladenen Gelegenheit, Werk, Urheberschaft, Publikum, Rezeption, Partizipation und nicht zuletzt auch die eigene Rolle zu reflektieren und neu zu definieren.